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DIE GESCHICHTE

Die Karlschule

Älteste Schule unserer Stadt

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Der Ursprung der Karlschule, gewissermaßen der "Urknall", liegt nun schon 144 Jahre zurück. Im Jahre 1877 schlug der früher für das Freiburger Schulwesen zuständige Rektor Scherer in einem Gutachten den Bau eines Zentralschulhauses für Knaben mit 24 Lehrsälen für den nördlichen Stadtteil vor. Die Suche nach einem geeigneten Bauplatz erwies sich schon damals als äußerst schwierig, Nach mehreren Rückschlägen und zähen Verhandlungen einigte man sich schließlich auf eine kleinere Lösung. Am 21. August 1879 wurde den Mitgliedern des Bürgerausschusses von damals 33 Stadtverordneten folgender Antrag vorgelegt:

"Es sei als Bauplatz für das zu erbauende Bezirksschulhaus für den nördlichen Stadttheil mit 16 - 18 Schulsälen der sog. Soldatenfriedhof an der Ludwigs- und Karlsstraße zu berücksichtigen und dazu das anstoßende Gelände des Herrn Emil Pyhrr, ca. 23.000 qm zum Preis von 1 Mark 40 Pf. per qm und gegen eine Kostenvergütung von 1300 Mark eventuell von Herrn Hofmaler Dürr außerdem weitere, n i c h t  d u r c h a u s n o t h w e n d i g e circa 1300 qm, ebenso circa 700 qm von Frau Schnitzler Wittwe im Wege des Tausches gegen das übrigbleibende Stück des Pyhrr'schen Anwesens oder gegen festen Preis - unter Vorbehalt der Genehmigung des Gr. Oberschulraths - zu erwerben!"

Nach einem Verzeichnis vom 1. Oktober 1804 besuchten damals 269 Knaben die Volksschule, und hierfür waren im ganzen zwei Lehrer angestellt. im Jahre 1883 war die Zahl der schulpflichtigen Knaben bereits auf 2028 angestiegen.

Die Zahl der Mädchen, ohne die 800, welche die Höhere Töchterschule besuchten, betrug im Jahre 1883 immerhin 1614. Mit den Knaben zusammen, war das die stolze Zahl von 3642 Schülern. Ein Volksschulhaus-Neubau wurde immer dringlicher. Am 21. Oktober 1881 wurden durch den Bürgerausschuss, die vom Architekten Müller gefertigten Baupläne genehmigt, mit den Arbeiten am 1. März 1882 begonnen und am 4. Mai 1882 der Grundstein gelegt. Der Bauaufwand war ohne Boden auf 282 000 Mark veranschlagt. Verglichen mit den heutigen Baupreisen, kaum zu glauben, aber trotz mehrfacher Verbesserungen, die im Kostenvoranschlag nicht enthalten waren, konnten noch 10 000 Mark gespart werden. Der Neubau des "Volksschulhauses an der Karlstraße", auf den die Stadt damals sehr stolz war, hatte nur die dringendsten Probleme gelöst. Bereits in der Festrede von Oberbürgermeister Schuster, anlässlich der Übergabe des Gebäudes an die Schulleitung am 5. November 1883, wurde versprochen, dass ein neues, größeres Volksschulhaus im Süden der Stadt, nach drei Jahren Bauzeit, fertiggestellt sein wird. Die Lessingschule war der zweite große Schulhausbau in Freiburg.

Die Karlschule ist somit das älteste Schulhaus unserer Stadt, in dem heute noch unterrichtet wird.
 

 

 

 

 

 

 

 

 


Wie die Schule zu ihrem Namen kam

Bei der feierlichen Übergabe der Schule im Jahre 1883 an die neue Schulgemeinde sprach man immer nur vom Volksschulhaus an der Karlstraße. Erst allmählich bürgerte sich der Name Karlschule ein, da die Schule ja an der gleichnamigen Straße lag. So kam die Schule ohne feierliche Taufe zu ihrem Namen. Interessant ist, dass die KarIstraße, die vom Karlsplatz nach Norden, in Richtung Herdern führt, nach dem badischen Großherzog Karl benannt ist, der von 1811 bis 1818 regierte. Großherzog Karl wurde nur 32 Jahre alt, hat aber einen wichtigen Beitrag zur deutschen Geschichte geleistet. Am 22. August 1818 wurde unter seiner Regentschaft eine badische Verfassung verabschiedet, die in deutschen Landen beispielhaft war. Damals wurde übrigens auch der Name "Musterländle" geboren. Dennoch hatten die Freiburger zu ihrem neuen Herrscher recht wenig innere Beziehungen. Sie trauerten ganz einfach noch der vorderösterreichischen Vergangenheit nach, die durch die Länderneugestaltung in Deutschland unter Napoleon verloren ging. Ganz anders war die Verbundenheit mit Erzherzog Karl von Österreich, einem siegreichen Feldmarschall der Befreiungskriege. Er war der "Liebling und Schutzgeist der Freiburger". Ihm zu Ehren wurde die Karlskaserne am Siegesdenkmal und der Karlsplatz benannt. In der ehemaligen Kaserne ist heute das Sozial- und Jugendamt unserer Stadt untergebracht. Vom ehemals bedeutenden Karlsplatz ist leider nur noch ein kleines Eckchen übrig, auf dem heutzutage viele Reisebusse parken, die Gäste in unsere Stadt bringen. Die vielen schönen Kastanien, welche dem großen Platz ihr besonderes Flair gaben, mussten bis auf einen kleinen Rest einem Neubau, dem heutigen Karlsbau, weichen. Der Name Karl verbindet also die vorderösterreichische und die großherzoglich badische Zeit unserer Stadt. Wir heutigen "Karlschüler" halten die Erinnerung an beide geschichtlichen Personen, die so viel für Freiburg und unser Land geleistet haben, in unserem Unterricht aufrecht.

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Schwierige Zeiten

Der Erste Weltkrieg forderte auch in Freiburg viele Opfer. Die Karlschule wurde in ein Garnisonslazarett umgewandelt, die damaligen Schüler wurden ins Friedrichs-Gymnasium umquartiert. Erst am 11.08.1919 durften die Karlschüler wieder ihr Schulhaus beziehen.

In der NS-Zeit wurde auch an der Karlschule der "neue Geist' eingeführt. Stand am Anfang und am Ende früher ein kurzes Gebet, so wurde 1935 der "deutsche Gruß" angeordnet, der durch das Erheben des rechten Armes und durch den gleichzeitigen deutlichen Ausspruch "Heil Hitler" auszuführen war. Es gab Lehrer, die gelegentlich in Uniform zum Schuldienst antraten. Linientreue wurde groß geschrieben. Zum Schuldienst konnten damals nur Bewerber zugelassen werden, die entweder Frontkämpfer oder kriegsbeschädigt oder Mitglied der NSDAP waren und bereitwillige Mitarbeit in der Hitlerjugend oder dem BDM versprachen. Lehrer mussten für Organisationsdienste befähigt und politisch zuverlässig sein, Die Schüler hatten ihre regelmäßigen Verpflichtungen im Jungvolk und später in der Hitlerjugend zu erfüllen. Im Schulhof marschierten die "Fähnlein" und Abteilungen von Jungvolk und Hitlerjugend auf.

Die Katastrophe und der Wiederaufstieg

Der Untergang der Freiburger Altstadt in der Nacht des 27. November 1944 machte auch vor dem Gebäude der Karlschule nicht Halt. In die Silhouette der Ruinen und geschwärzten Mauern reihte sich das, was von der Schule noch übrig geblieben war, nahtlos ein. Nur die Umfassungsmauern blieben stehen, der Rest war ein trostloser Trümmerhaufen.

Erst durch einen Stadtratsbeschluss vom 8.3.1949 wurde die Karlschule in die Dringlichkeitsstufe im Rahmen des Wiederaufbauprogramms aufgenommen. Ein Baukostenbetrag von 559 000,- DM wurde in den außerordentlichen Haushaltsplan für die Karlschule eingesetzt. Bereits am 21. Juni desselben Jahres konnte der Auftrag für die Trümmerbeseitigung und Aufräumung der Schulanlage vergeben werden. Der spätere Wiederaufbau erfolgte mit geringen Änderungen im Grundriss, in der alten Form wieder. Am 13. Dezember 1950, um 16 Uhr, konnte die wiederaufgebaute Karlschule dem Stadtrat vorgeführt und wieder von Schülern bezogen werden.

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Vorübergehend wurde vom 15.11.1950 bis zum 31.3.1951 die Landwirtschaftliche Berufsschule im wiederaufgebauten Schulgebäude untergebracht. Sechs Räume waren von der französischen Schulabteilung belegt, und erst am 2. Juli 1954 teilte das französische Requisitionsamt der Stadtverwaltung die Räumung der benutzten Klassenzimmer mit. Die französische Schule wurde durch eine Behelfswand vom übrigen Schulbetrieb abgesondert. Die Deutschordensstraße wurde durch Beton-Straßensperren für die französischen Kinder als Schulhof provisorisch hergerichtet. Ein Klassenzimmer war als deutsch-französischer Gemeinschaftsraum vorgesehen und ist für diesen Zweck mit einer besonderen Malerei versehen worden. Aus Raummangel musste jedoch in diesem Saal bis zur Freigabe Unterricht erteilt werden.

Bedingt durch die zentrale Lage der Karlschule im Innenstadtbereich und durch wechselnde Schülerzahlen an der Schule selbst, bot das Gebäude immer wieder anderen Schulen und Institutionen vorübergehendes Gastrecht:


1951  Kreisbildstelle1


1956  Pädagogische Akademie II


1967  drei Außenklassen des Droste-Hülshoff-Gymnasiums


1968  Klassen der Lessing-Realschule während des Umbaus
          in der Lessingstraße
1970  eine Abteilung des Staudinger-Gymnasiums


1970  Klassen des Deutsch-Französischen Gymnasiums

1970  Klassen der Hungerberg-Sonderschule

1983  eine Klasse der Verwaltungsschule

Schon lange genügte die nach dem Kriege nur provisorisch wiederaufgebaute Turnhalle den modernen Ansprüchen nicht mehr. Alle möglichen Vorschläge der Abhilfe wurden diskutiert und scheiterten letztendlich immer wieder an der Kostenfrage. Nach Lösung vieler Probleme, konnte dann zum Schuljahresbeginn 1981/82 die neue Turnhalle der Schule übergeben werden. Nicht nur Schüler und Lehrer freuten sich über die großzügige Halle. Ein Blick auf den Belegungsplan dieser Sportstätte zeigt, wie von verschiedenen Schulen, Vereinen und Gruppen die Halle geschätzt und beliebt ist. Bis zur letzten freien Stunde sind auch heute noch alle Termine restlos ausgebucht.

Ab und zu gehört zum Leben auch einmal ein wenig Glück. Das gilt für die Menschen wie in diesem Fall aber auch für eine Schule. Seit 1966 hat die Stadt Freiburg sechs Altbauschulen instand gesetzt. Die siebte Schule, die älteste der Freiburger Schulen kam 1972 an die Reihe,. sie wurde teilrenoviert. Leider ließ sich infolge der bestehenden Finanzierungs-schwierigkeiten, sowie der Priorität anderer Vorhaben der Stadt, eine Gesamtsanierung nicht realisieren. Als aber später die altersschwache Dampfheizung fast zusammenbrach und der Zustand des Gebäudes immer desolater wurde, vor allem aber, als festgestellt wurde, dass sich die Fußböden über das zulässige Maß durchgebogen hatten, ließ sich eine Generalrenovation nicht mehr länger hinausschieben. Die Karlschule war die letzte Freiburger Schule, die im Rahmen eines Förderprogramms des Landes Baden-Württemberg in der Stadt generalsaniert werden konnte.

      

G. Reinbold (Rektor A.D.)

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